Für den offenen Dialog zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen

Aktuelles

Der lange Weg – 5. Teil

Vortragsreihe des Behindertenrats und des Bildungszentrums

Reihe

Von Harald Döbrich

Broschüre des Bündnises #NoNIPT

Unter dem sperrigen Titel „Pränataldiagnostik, sind nur noch selektierte Supermenschen lebenswert?“ fand im November 2021 der fünfte Teil der Vortragsreihe „Der lange Weg von der Ballastexistenz zum Menschen mit Würde und Rechten“ statt. Und es ist ein sperriges Thema, welches an diesem Abend diskutiert wurde. Im Sommer 2021 entschied der „Gemeinsame Bundesausschuss“ den Bluttest auf Trisomien als Leistung der Krankenkassen zuzulassen.

Ein Flyer des Gemeinsamen Bundesausschusses

Ab diesem Frühjahr wird dieser Test von den Krankenkassen übernommen werden. Schon im Frühjahr letzten Jahres fand dazu eine Debatte im deutschen Bundestag statt. Interessierte Zuhörer waren Menschen mit Downsyndrom. Diese fragten die Abgeordneten, wie willkommen sie denn noch sind. Wie willkommen sind sie noch, wenn ein Test den Eltern die Frage stellt, ob sie ein Kind mit Downsyndrom auf die Welt bringen wollen.

Diesem Thema und diesen Fragen widmeten sich an diesem Vortragsabend die Autorin und Filmemacherin Vanessa Hartmann, die Leiterin der Stabstelle „Klinische Ethik“ am Universitätsklinikum Erlangen, Dr. Caroline Hack, die Geschäftsführerin des Down-Syndrom Infocenter Lauf, Dr. phil. Elzbieta Szczebak. Moderiert wurde die Diskussion von Christine Burmann, Beauftragte für Diskriminierungsfragen der Stadt Nürnberg.

Zur Einführung wurde der Film „“Habt ihr das denn nicht vorher gewusst?” von Vanessa Hartmann gezeigt. Frau Hartmann ist selber Mutter eines Kindes mit Downsyndrom. Sie erzählte an diesem Abend auch von der Hilflosigkeit des Arztes, der ihr nach der Geburt die Nachricht von der „Behinderung“ des Kindes überbringen musste. Er wirkte so traurig, dass Frau Hartmann den Impuls hatte, ihn zu trösten. Dabei hätte sie erwartet, dass man sie zur Geburt des Kindes beglückwünscht und ihr Lust macht mit diesem Kind gut zu leben, auch wenn es anders ist. Und man kann mit diesen Kindern gut zusammen leben. Sie können genauso zu kleinen „Sonnenscheinen“ werden wie die anderen Kinder auch.

Das bestätigte Frau Dr. Szczebak, die von ihren Erfahrungen im Infocenter Lauf berichtete. Frau Dr. Hack hat die Aufgabe, Eltern, die den Test machen wollen, vorzubereiten, wie sie mit einem möglichen Ergebnis des Tests umgehen werden. Frau Burmann gestand in ihrem Fazit die Ratlosigkeit ein, in dieser Frage zu einem Urteil zu kommen. Der Test wird schon durchgeführt. Viele Eltern entscheiden sich beim Hinweis auf Trisomie für eine Abtreibung. Sie spüren vielleicht, dass der gesellschaftliche Willkommensgruß für diese Kinder doch nicht ganz überzeugend ausfällt.

Dazu ein Kommentar von Harald Döbrich


Link zum Film

Link zum Downsyndrom Infocenter in Lauf

Link zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss und zur Broschüre „Bluttest auf Trisomien“

Link zum Bündnis gegen die Kassenfinanzierung des Bluttests auf Trisomien

Artikel „Die schiere Anzahl der Opfer ist erdrückend“ Süddeutsche Zeitung

Hamburger Euthanasie-Opfer

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