Für den offenen Dialog zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen

Menschen

Marion und das Internet

Von Marion Neumeister

Wir haben zuhause ein Laptop, der meiner Mutter gehört und den ich nutzen darf. Ich nutze ihn für verschiedene Sachen: Darauf schreibe ich Briefe, die ich dann ausdrucke und für mich einhefte. Das ist so eine Art Tagebuch für mich. Was ich so erlebt habe oder was mich geärgert. Am Laptop schreibe ich schöner, es ist leserlicher, als wenn ich mit der Hand schreibe. Ich nutze ihn wie eine Schreibmaschine.

Am Laptop höre ich auch Musik mit CDs, der Laptop ist dann CD-Player für mich. Aber hier bin ich auch im Internet unterwegs: Auf YouTube kann ich auch Musik hören, die ich selbst nicht habe. Das mache ich alleine, da kenne ich mich aus. Meine Mutter schaut auch immer wieder drauf, damit ich mich nicht im Internet verirre. Es kommt immer mal wieder vor, dass ich mich „verklicke“ und dann nicht mehr weiß, wie ich zurück oder wieder raus komme.

Meine Mutter hat eine E-Mail-Adresse, über die wir digitale Post bekommen können. Ich kann die Post aufrufen und öffnen. Ich selbst schreibe keine Mails.

Ich habe auch schon Video-Konferenzen gemacht. Bei der Lebenshilfe bin ich Vorstandsbeirat. Wegen Corona konnten wir uns öfter nicht treffen und sehen. Dafür hatten wir bisher vier digitale Treffen. Meine Mutter bekam eine Mail mit Link, da musste man draufdrücken, und dann sah man die anderen als Bild auf dem Bildschirm. Gut, dass meine Mutter mir dabei geholfen hatte, für mich alleine wäre das schwer gewesen mit der ganzen Technik. Die Konferenzen haben ganz gut funktioniert, teilweise war es aber auch stressig. Es kann immer nur einer reden, weil es sonst ein Durcheinander gibt. Bei einem digitalen Treffen muss man viel strenger die Regeln einhalten. Lisa Kraft hatte die Video-Konferenzen als Moderatorin begleitet. Sie ist auch sonst immer bei unseren Treffen dabei.

Am Laptop lerne ich noch Englisch. Dafür habe ich eine CD-Rom, die ich einlegen muss mit einem Englisch-Lernprogramm. Da kann ich Spiele machen, mit denen ich zum Beispiel einzelne Wörter lerne. Ich sehe ein Bild und muss das passende Wort dazu erraten oder zuordnen.

Ich habe ein Smartphone, mit dem ich aber nur telefoniere oder Fotos mache. Ansonsten bin ich im Internet nicht unterwegs. Meine Mutter kennt sich auch nicht so gut aus. Wenn das Sprachrohr nur noch digital erscheint, weiß ich nicht, ob ich es noch lesen kann. Meine Schwester kann es uns dann ja zeigen, wie es funktioniert. Die kennt sich aus. Vielleicht besuche ich mal einen Kurs dazu.

Marion Neumeister mit Unterstützung von Petra Schumm

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